Präzisionsinstrument
Elac FS 607 X-JET Standboxen in maron-rot/metallic
Chassis aus eigener Entwicklung:
Innovative Neuentwicklungen
Als ob die Aufwendungen für den rundum erneuerten Bändchen-Hochtöner nicht schon genug wären, setzt nun Elac mit dem 115 mm X-JET System noch eins drauf. Die Idee und Motivation: Ein Treiber soll den ganzen tonalen Bereich zwischen 400 Hz bis 50’000 Hz ohne die Nachteile herkömmlicher Mehrweg-Systeme abstrahlen. Dafür entwickelte man ein komplett neues Chassis, bei dem der Hochtöner im Zentrum eines ringförmigen Mitteltöners eingesetzt wird und beide den Schall von einem gemeinsamen akustischen Zentrum abstrahlen. Das neue Kind aus dem deutschen Norden hört auf die Bezeichnung 155 mm X-JET. Die Massangabe bezieht sich auf den Chassis-Durchmesser, X steht für die konzentrische Anordnung des Mittel- und Hochtöners und JET für den bereits früher eingesetzten auf dem Heil-Prinzip basierenden Schallwandler.
Weltweit Erster Coaxial-Lautsprecher mit JET-Hochtöner
Elac kombinierte als erster den hauseigenen bewährten Hochtöner JET mit einem ringförmigen Flachmembran Mitteltonkonus zu einem Coaxialchassis.
Coaxialsysteme werden seit geraumer Zeit mit grossem Erfolg von Kef, Tannoy und Piega eingesetzt. Bei der Elac KCaxialtecholgie befinden sich die beiden Chassis nicht nur auf einer Achse, sondern vorteilhafter gleichzeitig auf einer Ebene, so dass man sich dem Ideal einer Punktschallquelle optimal nähert und eigentlich von einer konzentrischen Anordnung sprechen muss. Das Elac 115 mm X-JET System besteht aus einem ultraleichten 50/105 mm Aluminiumwaben-, Flachmembran-Ringstrahler, der als Mitteltöner bis 2600 Hertz agiert. Angetrieben wird das Mittelton-System von einer 78 mm Schwingspule, die auf einem Kaptonträger montiert wurde. Der Hochtöner ist eine modifizierte Version des JET III, der auch in anderen Elac Lautsprechern sowie den Burmester Lautsprechern eingesetzt wird.
Der JET-Hochtöner basiert auf dem Heil-Prinzip. Beim Heil-Wandler wird die Luft quasi aus der gefalteten Membran heraus gepresst. Die Luft wird sehr effektiv bewegt, was ein hervorragendes Impulsverhalten ergibt.
Harmonischer Klang dank zeitgleicher Abstrahlung
Dank dem gemeinsamen akustischen Zentrum von Hoch- und Mitteltöner werden sämtliche Schallanteile oberhalb 400 Hertz zeitgleich abgestrahlt. Technisch beschreibt man dieses Verhalten als ‚phasentreu’. Eine nicht zu unterschätzende Qualität, haben doch Untersuchungen der Hörphysiologie bestätigt, dass Schallereignisse, die von zwei Quellen leicht zeitversetzt erzeugt werden, was bei allen Mehrwegsystemen ohne Zeitkorrektur und somit bei 95% aller Lautsprecher der Fall ist, beim Langzeithören als lästig und unnatürlich empfunden werden. Nicht umsonst gelten Vollbereichslautsprecher, die keine Aufteilung in Hoch-, Mitteltöner und Bass kennen als besonders harmonisch und natürlichen im Klangcharakter. Wieso denn überhaupt Mehrweg-Lautsprecher mag man nun denken: Die Crux liegt in der zu bewegenden Masse der Chassis und den unterschiedlichen akustischen Anforderungen je nach Frequenzbereich.
Um hohe Lagen kohärent zu reproduzieren, sollte die Masse des Treibers möglichst gering sein, da er sonst infolge der Trägheit des Systems dem Signal nicht zu folgen vermag. In tiefen Lagen ist hingegen vornehmlich Membranfläche zur Luftverschiebung und Erzielung des Schalldrucks erforderlich. Grosse Membranflächen sind jedoch wieder schlecht für das Rundstrahlverhalten.
Der ideale Lautsprecher besitzt also eine Membran die möglichste klein ist, möglichst viel Luftmasse bewegen kann und keine Masse hat – die Quadratur des Kreises und in der Praxis bis anhin nicht realisiert. Elektrostaten und Mangetostaten können dank der extrem leichten Membran von 200 Hertz bis in den obersten Frequenzbereich breitbandig eingesetzt werden, bündeln den Schall jedoch sehr stark.
Bei dynamischen Lautsprechern sind Coaxial-Chassis wie der Elac 115 mm X-JET akustisch der beste Kompromiss.
Aluminum-Membran im Bassbereich
Vom Raumklang zum Präzisionsklang
Während die FS 608 mit einer weiträumigen und beinahe schon ätherischen Klangentfaltung zu gefallen weiss, besticht die FS607 durch eine ungemein dynamische und präzise Wiedergabe. Beinahe wie ein professioneller Studio-Monitor fördert sich auch noch so kleine Nuancen zu Tage und positioniert sie punktgenau auf der akustischen Bühne. Wo die FS 608 bisweilen etwas verklärt wirkt, ist bei der FS607 schnörkelloser Realismus angesagt. Wer jetzt vermutet, eine spröde Technokratin vor sich zu haben, täuscht sich jedoch gewaltig. Der FS 607 gelingt nämlich das Kunststück, ihre beinahe grenzenlosen analytischen Fähigkeiten mit einem seidenweichen und warmherzigen Klangtimbre zu verbinden. Streicher wirken bis in die obersten Lagen unglaublich ziseliert und feinsinnig. Wer schon mal den singenden Charakter einer Klarinette im Konzertsaal mitverfolgen konnte, wird ihn bei der FS 607 wieder finden. Was für eine reiche Klangentfaltung… Vom berüchtigten Kalottensound ist hier wirklich nichts mehr zu spüren. Durch den geringen Eigenklang des JET Systems wirkt die FS 607 auch in kritischen Passagen nie unangenehm, sondern bleibt auch im Forte natürlich und verfärbungsfrei. Orgelaufnahmen besitzen klar durch zeichnete Mixturen. Die Räumlichkeit ist exzellent. Der diskrete Bass geht tief und leuchtet auch die untersten Register aus.
Wenn man überhaupt eine Schwachstelle findet, dann vermag der Bassbereich in Klasse und Leichtigkeit nicht ganz mit dem Coaxial-Chassis mithalten. Die beiden Treiber mit Aluminium-Membran agieren sehr dynamisch und impulsiv, erreichen aber nicht ganz die fundamentale Kraft und den Druck wie ihn grossflächigere Basstreiber hervorbringen, dafür sind sie die Lautsprecher von fast schlanker Erscheinung und lassen sich auch mit Mittelklasse-Elektronik betreiben. Einen Slapbass setzt die 607 zwar knallhart und präzise, aber ohne Zwerchfellmassage um. Diese Klangeigenschaften hat sie mit den meisten modernen Standboxen gemein. Einen richtig grossvolumigen Lautsprecher, der auch im Frequenzkeller Druck erzeugen kann, will sich heute offenbar kaum noch jemand ins Wohnzimmer stellen – wofür man ja noch durchaus Verständnis aufbringen kann, dafür hat aber Elac hervorragende passende aktive Subwoofer optional im Angebot. Bei der Stimmenwiedergabe war die FS607 wieder voll in ihrem Element. Ihre herausragende Durchzeichnung bei einem seidigen Klangtimbre kann nicht genug estimiert werden. Mit hochwertiger Elektronik steigt noch einmal die Feindynamik und die Bassqualität nimmt zu.
Fazit:
Der 607 gelingt das Kunststück extrem analytisch, dynamisch und doch seidenweich zu spielen. Eine Kombination die von hoher Klasse zeugt. Die Verarbeitung ist dem Preisniveau angemessen sehr hochwertig. Das Design der schlanken Standbox wirkt denn auch im Wohnzimmer keineswegs aufdringlich. Ein Kränzchen widmen muss man Elac für den Effort, immer wieder hochwertige Lautsprecherchassis zu entwerfen. Mit dem 115 mm X-JET System ist ihnen ein weiterer Meilenstein gelungen.
Pointiert ließe sich sagen, dass die 608 mit 4Pi- Box eher ein Klangfeld erzeugt, wie man es zum Beispiel meist im Konzertsaal antrifft, wo die akustischen Grenzen in der Regel weich verlaufen – jedenfalls sobald man die Augen schließt und der Gesichtssinn die Töne nicht mehr ihren Erzeugern zuordnet. Der X-JET hingegen liegt im hifidelen Verständnis wohl näher an der reinen HiFi- Lehre, da er die von vielen Tonmeistern gewollte Plastizität und „Greifbarkeit“ der Schallereignisse im Spektrum konsequent umsetzt. Denn vor der Anlage sieht man nichts. Was live Augen und Ohren gemeinsam leisten, nämlich die räumliche Zuordnung von Schallereignissen, bleibt vor den Boxen den Ohren, der Anlage und der Kunstfertigkeit der Aufnahme überlassen, die Wiedergabe entsprechend zu sortieren.
FREQUENZGANG/IMPEDANZ
VOLLVERSTÄRKER: Marantz PM-11S1, Symphonic Line RG14 Edition 2004
Der Kielerin reicht es nicht, etwa in der fantastischen Live-Aufnahme „I Like Jersey Best“ des John Pizzarelli Trios (Tel- arc) den Raum des „Bird- land“-Clubs akustisch nachzuzeichnen, wo das Konzert anlässlich des zehnjährigen Jubiläums der Band stattfand. Sie misst auch noch die Abstände zwischen den Musikern oder die Entfernung des Publikums zu den Akteuren akribisch aus.
Mit den Orchesteraufnahmen auf Refe- rence Recordings „Tutti“, die zum Besten gehören, was man kriegen kann, demonstrierte die FS 607 X-JET die hohe Kunst der Raumdarstellung, indem sie die Grenzen des Spektrums zum Teil bis über die Basisbreite hinaus absteckte, im korrekten Maß in die Tiefe staffelte und die Instrumente dennoch scharf umriss sowie in der gebotenen natürlichen Größe abbildete. Diese Balance zwischen weiträumiger Opulenz und Ortbarkeit gilt als hervorstechende Fähigkeit von Koax-Chassis, und das der neuen Elac beherrscht sie bravourös.
Das ergibt einen kleinen Punktsieg für die FS 607 X-JET. Der Koax ist eine Wucht – wie der ganze Lautsprecher. Eins ist sicher: Sein magischer Ring wird Kreise ziehen. bei uns können Sie diese mit oder ohne 4 Pi Zusatzhochtöner Hören.